Konditionstraining

Die Verbesserung Ihrer Fitness kann Sie zu einem besseren Spieler machen, der weniger verletzungsanfällig ist. Mit Blick auf Spieler, Trainer und diejenigen, die Konditionsprogramme für Rugby-Spieler entwickeln, ist ein grundlegendes Verständnis der wichtigsten Fitnesskomponenten sowie der spezifischen physiologischen Anforderungen des Spiels zu entwickeln.

Anschließend folgt eine kurze Einleitung in den Bereich des Rugby-Konditionstrainings. Um weitere detaillierte Infos zu erhalten, sollten Sie sich registrieren und online Niveau 1 des Kraft- und Konditionsprogramms des World Rugby durchgehen, das Sie hier finden:
https://passport.world.rugby/conditioning-for-rugby/ 

Aus welchen Komponenten besteht das Konditionstraining?

Geschwindigkeit ist die Fähigkeit, einfache bzw. komplexe Bewegungen der Extremitäten bei einem hohen Tempo zu koordinieren.
Kraft ist die maximale Stärke, die eine Person mit einem Muskel oder einer Muskelgruppe gegenüber einem externen Widerstand ausüben kann.
Ausdauer ist ein Maß für die Fähigkeit des Körpers, ein bestimmtes Arbeitstempo aufrechtzuerhalten.
Funktionale Kompetenz ist der Umfang, in dem ein Spieler bei spielbezogenen Bewegungen ausreichend stabil und beweglich bleibt.
Leistung = Geschwindigkeit x Kraft.

Beim Rugby müssen alle Spieler diese einzelnen Komponenten zu einem gewissen Grad aufweisen, wobei die relative Bedeutung der jeweiligen Komponente je nach Spielposition abweichen kann.

 

Trainingsprinzipien

  • Individualität. Menschen reagieren auf dieselben Trainingsreize ganz unterschiedlich. Die Hauptgründe: Genetik; anfänglicher Fitnessgrad; Reife.
  • Anpassung. Wenn man regelmäßig trainiert, finden im Laufe der Zeit physiologische Veränderungen statt, durch die man effektiver und effizienter wird.
  • Überlastung. Zur Verbesserung der eigenen Fitness muss man die eigenen Leistungen kontinuierlich steigern.
  • Arbeit/Spiel ggf. Ruhe/Regeneration. Auch wenn eine zunehmende Trainingsbelastung wichtig ist, sollte dennoch auch genügend Zeit für Ruhe und Regeneration bleiben.
  • Spezifität. Fitness ist ein spezieller Bereich, wobei das eigene Training den Anforderungen des Spiels gerecht werden muss.
  • Detraining. Eine längere Auszeit vom Training geht mit einem Rückgang bzw. Einbußen hinsichtlich des eigenen Fitnessgrads einher. Daher sollte man ein Rekonditionsprogramm absolvieren, bevor man wieder voll ins Training/Spiel einsteigt.

 

Bedarfsanalyse

Rugby-Spieler müssen einen unterschiedlichen Grad an Kraft, Leistung, Ausdauer, Geschwindigkeit und Agilität einander gegenüber demonstrieren. Es gibt nur wenige Teamsportarten, die eine solch unterschiedliche und umfassende Reihe körperlicher Eigenschaften voraussetzen.

Die verschiedenen Anforderungen an die einzelnen Spielpositionen sollten ebenfalls Einfluss auf das eigene Training haben. So benötigen z. B. die fünf vordersten Spieler des angeordneten Gedränges Leistung und Ausdauer, um eine effektive Gedrängeeinheit zu formieren, während ein Flanker während eines Spiels häufiger Sprints einlegen muss und folglich ein höheres Maß an Geschwindigkeit und Ausdauer demonstrieren muss.

Damit man physisch vorbereitet – und wirklich Rugby-Ready – ist, müssen grundlegende funktionale Kompetenzen vorliegen. So muss man z. B. eine gute allgemeine Grundlage in puncto Kraft, Stabilität, Mobilität und Ausdauer entwickeln und so eine Plattform schaffen, auf der sich höhere Geschwindigkeiten und Leistungsfähigkeiten aufbauen lassen.

Im Sinne einer präzisen und konkreten Bedarfsanalyse sollte man sich Unterstützung von einem eingetragenen oder akkreditierten Konditionstrainer holen, um das Konditionsprogramm entsprechend zu gestalten und umzusetzen. Die wesentlichen Überlegungen:

  1. Ihre aktuelle körperliche Verfassung unter Zuhilfenahme standardisierte physischer Tests und einer funktionalen Beurteilung
  2. zurückliegende Verletzungen
  3. Trainingsverlauf: Hierbei müssen Trainingsalter (die Anzahl der Jahre, seit denen Sie sich speziell aufs Rugby vorbereiten) sowie das Fitnesstrainingsalter (die Anzahl der Jahre, seit denen Sie unter der Obhut eines anerkannten Kraft- und Konditionstrainers stehen) beachtet werden.
  4. Spezifische spielbezogene Voraussetzungen (Spielposition, Schiedsrichtertätigkeit usw.)

Sobald der individuelle Bedarf auf Grundlage dieser Kriterien ermittelt wurde, kann man sich auf spezifische Fragen in puncto Rehabilitation/Prehabilitation und beobachtete Schwachstellen konzentrieren und ein Trainingsprogramm ausarbeiten und umsetzen, um diese Bedürfnisse anzugehen.

Für eine regelmäßige Kontrolle und Beurteilung Ihrer Fortschritte muss es Prüfverfahren geben. So wird sichergestellt, dass sich das Programm für das Erreichen neuer Ziele fortlaufend verändert und weiterentwickelt.


Funktionale Beurteilung

Eine funktionale Beurteilung kann mithilfe einfacher Übungen erfolgen, wie der Überkopfkniebeuge mit einem grundlegenden Balancetest in der hier gezeigten Form.

Hohes Maß an funktionaler Kompetenz

Geringes Maß an funktionaler Kompetenz

Die funktionale Beurteilung sollte seitens eines akkreditierten Kraft- und Konditionstrainer erfolgen, sodass Ihr derzeitiges Beweglichkeits- und Stabilitätsniveau ermittelt werden kann. Anhand der Ergebnisse des Tests lässt sich dann ein entsprechendes Krafttrainingsprogramm entwickeln, was es Ihnen ermöglicht, umfassende Beweglichkeit und eine gute Stabilität zu erzielen. So wird Ihr Körper auf die Belastung vorbereitet, Ihre Leistungsfähigkeit wird steigert und Muskelungleichgewichte ausgeglichen.

Die zum Rugbyspielen erforderliche Art von Kraft ist eine spezielle Kraftform, die häufig bei instabilen Bedingungen eingesetzt werden muss.

Daher muss der Schwerpunkt eines Rugby-Fitnessprogramms mehr auf der Verbesserung der Stabilität an potentiell verletzungsanfälligen Stellen wie Schulter, Rumpf, Hüfte, Knie und Knöchel liegen, statt zu sehr auf dem Gewichtheben wie man es vom Fitnessstudio kennt.

Bei Niveau 1 und 2 der Kraft- und Konditionskurse des World Rugby geht es detaillierter um die funktionale Beurteilung. Weitere Infos finden sich auf
https://passport.world.rugby/conditioning-for-rugby/ 



Planung eines Konditionsprogramms

Hierbei sind zahlreiche Variablen zu beachten:

  • Ihr Alter
  • Ihr Trainingsalter
  • Ihre lang- und kurzfristigen Ziele
  • die Verfügbarkeit von Einrichtungen und Mitteln

Das andere entscheidende Kriterium ist die Rugby-Saisonphase. Zeitpunkt und Länge der Saison fallen weltweit unterschiedlich aus. Doch egal, in welchen Zeitraum Ihre Saison fällt: Sie müssen Ihr Training stets um vier verschiedene Phasen herum planen:

  • Nebensaison
  • Vorsaison
  • Saison
  • Übergangsphase

Diesen Prozess nennt man Periodisierung.


Phase Nebensaison Vorsaison Saison Übergangsphase
Aktivität Allgemeine Vorbereitung Spezifische Vorbereitung Erhaltung Regeneration / aktive Ruhe
Südliche Welthalbkugel Nov.-Jan. Feb.-März April-Juli Aug.-Okt.
Nördliche Welthalbkugel Mai-Juni Juli-Aug. Sept.-April Mai

*Die Monate sind annähernd und können je nach Verband und Spielklasse variieren.


Bei der Gestaltung Ihres Wochenplans ist die 48-Stunden-Regel ein wichtiger Faktor. Jüngste Rugby-Untersuchungen* haben gezeigt, dass man sich selbst 48 Stunden nach einem intensiven Spiel noch erschöpft fühlen kann. Dies sollten Sie bei Erstellung Ihres Plans berücksichtigen, weshalb ein hochintensives Training für die nächsten 48 Stunden nach einem Spiel vermieden werden sollte. Ein Beispiel für einen Wochenplan findet sich hier.

Tag Aktivität
0 Spiel
1 Regeneration
2 Kraft- und Konditionstraining bzw. optional Regeneration
3 Hochintensives Rugby-Training
4 Kraft- und Konditionstraining
5 Leicht- bis mittelintensives Rugby-Training
6 Ruhe
7 Spiel

*Quelle: Evaluation of muscle damage after a Rugby match with special reference to tackle plays. Takarada Y. Br J Sports Med. 37. 416-419. 2003.

Es handelt sich jedoch lediglich um einen von vielen möglichen Plänen, der nur dazu dient, zu demonstrieren, wie die 48-Stunden-Regel in die Trainingswoche integriert werden kann.

Allgemeine Trainingstipps

  • Führen Sie bei jeder Einheit eine Aufwärm- (mit dynamischen Dehnübungen) und eine Abwärmübung (mit statischen Dehnübungen) durch (siehe Abschnitte Aufwärmen und Abwärmen).
  • Gesunde Ernährung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sind zur Unterstützung Ihres Konditionstrainings extrem wichtig.
  • Wenn möglich, sollten Sie sich von einem eingetragenen oder akkreditierten Konditionstrainer unterstützen lassen.
  • Versuchen Sie gemeinsam mit Anderen zu trainieren oder – noch besser – trainieren Sie in Gruppen nach ähnlichen Programmen.
  • Versuchen Sie, Ihre Einheiten angenehm und abwechslungsreich zu gestalten.
  • Versuchen Sie, Spielfitness mittels Konditionsspielen und Rugby-spezifischen Varianten wie den unten gezeigten aufzubauen.